Mitteldeutsche Zeitung vom 23.06.2007

Pressebeitrag MZ
 

Bild l.: Bernhard Gremler liebt seinen "Blauen". Er hat die alte Berburger Rebe, deren Stöcke noch in vielen Orten zu finden sind, wieder aus der Versenkung geholt.

MZ-Foto:   K.Friedrich


Bild r.: Bernd Nordmann knippert die Etiketten an seine Pflanzen des "Blauen Bernburgers"®

MZ-Foto: C.Steinborn

 

550 Pflanzen haben es zum Jubiläum des "Blauen" eilig

Bernd Nordmann und Bernhard Gremler rufen Heimatrebe in Erinnerung zurück

Von unserem Redakteur
C A R S T E N   S T E I N B O R N

Bernburg/MZ. Bernd Nordmann steht in dem großen Folienzelt auf dem Gelände seiner Baumschule und stöhnt. "Die Pflanzen müssen jetzt raus", sagt er und zeigt auf die vielen Weinreben in grünen Pflanztöpfen. Weit über einen Meter lang sind die jungen Reben des "Blauen Bernburgers"® bereits. Nordmann hat in diesem Jahr 550 Pflanzen der Heimatrebe gezogen.

"Viele sind bestellt", sagt er. Genau da liegt das Problem. Allen Interessenten hat er gesagt, dass sie ihre Pflanzen Ende Juli, Anfang August abholen können. Doch das warme Frühjahr hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und den Wein schneller wachsen lassen als in den Jahren zuvor. Nun sei es höchste Zeit, den "Blauen Bernburger"® ins Freie zu pflanzen. Immerhin haben viele Reben eine stattliche Länge erreicht.
Seit einigen Jahren zieht Nordmann in seiner Baumschule am Platz der Jugend den "Blauen Bernburger"®, der einst auf den Weinbergen im Saaletal wuchs. Immer beliebter ist die Sorte geworden. Mittlerweile habe der Wein für die Leute in Bernburg, Nienburg, Alsleben oder Könnern Kultstatus erreicht.

"Der `Blaue Bernburger´® ist wieder eine echte Heimatrebe."
B E R N H A R D   G R E M L E R
HOBBY-WINZER

Und nicht nur hierzulande ist er bliebt. Viele seiner Kunden kaufen Reben, um sie zu verschenken. Auch Oberbürgermeister Helmut Rieche hat schon Pflanzen an Gäste der Stadt verschenkt. Schließlich gedeihe die Sorte in ganz Europa. "Sogar in Flensburg wächst `Blauer Bernburger´®", ist Nordmann begeistert. Bernburger, die in die nördlichste deutsche Stadt gezogen sind, haben eine Pflanze mitgenommen. Nordmann verwundert das nicht. Der "Blaue Bernburger"® stelle keine großen Ansprüche, sei wuchsfreudig und resistent gegen Mehltau und die Reblaus. Deshalb wurde er seit 1777 hierzulande angebaut. So ist die diesjährige Edition eine zum 230-jährigen Jubiläum.

Tradition hin, Tradition her: aus den schmackhaften Beeren mit der Muskatnote lässt sich Gelee und recht guter Wein machen. Nordmann weiß, wovon er spricht. Er ist Mitglied der Weinbaufreunde im Heimatverein Bernburg. Jedes Jahr bringt die rund 25-köpfige Gruppe Wein zum Keltern nach Höhnstedt.

Dass der "Blaue Bernburger"® wieder in Erinnerung gerufen wurde, ist wohl auch Bernhard Gremler, dem Vorsitzenden des Heimatvereines, zu verdanken. Im "Bernburger Bär", dem Heimatheft des Vereins, wie auch in der MZ hat er wiederholt Beiträge zu dieser Weinsorte veröffentlicht.

"Vor 18 Jahren bin ich auf die Sorte aufmerksam geworden", erinnert sich Gremler. Damals wohnte er noch in Alsleben und der Wein des Nachbarn wuchs zu ihm über die Mauer. Er zog sich einen Fechser heran, wie die Weinbauern zu den Ablegern sagen. Und er begann, sich mit der Sorte und ihrer Geschichte zu beschäftigen. Erfolgreich war Gremler im doppelten Sinne. Er machte den Wein wieder bekannt und gewann über die Gruppe der Weinbaufreunde neue Mitglieder für den Heimatverein. "Der `Blaue Bernburger´® ist wieder eine echte Heimatrebe."

Info

Bernd Nordmann hat sich die
Rebe "Blauer Bernburger"®
schützen lassen. Infos zur
Baumschule und zum "Blauen
Bernburger"® im Internet unter
www.Baumschule-Nordmann.de